Zugegeben, meine geliebten Wellies, ein Mitbringsel aus Cornwall, stehen die meiste Zeit im Jahr dekorativ zuhause rum. Aber jetzt im Frühjahr, wenn die Bäche der Fränkischen Schweiz das eisblaue Wasser der Schneeschmelze führen, ist die Zeit für meine Gummistiefel (engl. Wellington Boots, kurz: Wellies) gekommen. Gleich hinter Thurnau mäandert der kleine Fluss Lochau und nimmt bei Pilgersdorf seinen Weg durch das malerische Lochautal.

Lochautal Fränkische Schweiz

Wanderung in den Auwiesen: Seltene Schönheiten

Ich bin eine Pflanzenentdeckerin – ich strolche durch die Natur und suche mir unbekannte Pflanzen, um sie zu bestimmen und mich an meinen Funden zu erfreuen. Und nur jetzt im Frühjahr habe ich die Chance durch die Auenlandschaft zu wandern. Später im Jahr werden hier Geschwader von Brennnesseln den Weg ans Ufer verwehren. Meine Schritte rascheln über die braunen Nesselstängel des letzten Jahres und machen ein schmatzendes Geräusch im Morast.

Da, meine Befürchtungen, dieses Jahr zu bald dran zu sein, lösen sich in Luft auf. Ich greife zu meiner Kamera. Vor Begeisterung merke ich erst als der Matsch meine Hose durchnässt, dass ich mich zum Fotografieren hingekniet habe. Eine Sumpfdotterblume blüht auf ihrem Blätterhorst inmitten des kalten Bachlaufs. Nein, es ist nicht die erste Sumpfdotterblume in meinem Leben, aber ihr strahlendes warmes Gelb, bannt mich jedes Jahr aufs Neue.

Wandern im Lochautal

Abenteuerlich geht’s weiter im Lochautal

Ihr dürft euch nicht verstellen, dass es eine Wanderung mit geplantem Weg ist. Vom roten Holz frisch gefällter Erlen angelockt oder von einer Pfütze, in der Laich schwimmt, mäandere ich selbst durchs Tal. Überquere beim Beobachten der ersten Schnecke im Jahr einen Graben. Mein Blick wandert umher, beobachtet, erkennt. Bis er an etwas Weißem ein gutes Stück den Hang hinauf hängenbleibt. Das muss ich mir ansehen und klettere fast auf allen Vieren den Wald hinauf. Vor mir steht ein Schatz, den ich hier im Lochautal noch nicht gesehen habe.

Märzenbecher im Lochautal

Wilde Märzenbecher – streng geschützt und bis auf wenige Stellen in der Fränkischen Schweiz verschwunden. Überwältigt von meinem Fund setze ich mich erstmal auf den Hosenboden. Ich halte natürlich die Schönheit im Bild fest und sehe mich dann der Tatsache gegenüber, dass ich nun entweder den steilen Hang wieder hinunter oder noch weiter hinauf werde klettern müssen. Tja, solche Situationen brocke ich mir öfters ein! Ich entscheide mich für die goldene Mitte und rutsche mehr als laufe, ständig nach Halt suchend, am Hang entlang.

Wildes Abendessen

Puh geschafft, die Hügel werden sanfter, das Tal breiter. Meine Klettertour endet in einem flacheren Rotbuchen-Wald. Noch dringen die Sonnenstrahlen bis zum Boden und beleuchten ein Blütenmeer an weißen Buschwindröschen. Wer genauer hinsieht, entdeckt hier und da auch das seltenere gelbe. Würziger Duft liegt in der Luft. Wilder Bärlauch überzieht den Hang mit grünen Blättern. Dies ist das Ende meiner heutigen Tour. Zur Belohnung nehme ich einen kleinen Strauß mit nach Hause und werde am Abend ein Bärlauchrisotto zaubern. Ich frage euch – kann ein Frühjahrsausflug leckerer sein?

Selbst ein Beobachtungsobjekt

Ich halte für euch „strümbferd“ und Matsch-beschmiert meine ebensolchen Wellies noch in einem Bild fest. Da erst nehme ich das Bauernehepaar wahr, das wohl schon die ganze Zeit am anderen Ufer der Lochau ihre Wiese bearbeitet. Ihre neugierigen Blicke brennen auf meiner Haut – was die sich wohl gerade denken werden? Egal, schön war die Wanderung.

Auf bald – bis zu meiner nächsten Entdeckertour!

Wenn ihr mehr über die Fränkische Schweiz erfahren wollt, informiert euch gerne hier. Solltet ihr gerade in der Nähe sein, schaut euch auch die sehenswerten Osterbrunnen in Hollfeld an.

Für die Wander- und Naturfreunde unter euch empfehle ich auch diese schönen Touren:

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