
Es ist ein ganz besonderes Gebäck. Und es wird nur zu ganz besonderen Anlässen serviert. Jeder Franke kennt es und es schmeckt fantastisch: ‘Gschniddna Hosen‘. Ein typisch fränkisches Traditionsgebäck. Nur, warum es ‘Gschniddna Hosen‘ heißt, das weiß ich nicht. Bisher konnte mir das auch keine Fränkin und kein Franke logisch erklären. Es hat nix mit zerschnittenen Hosen oder Hasen oder dergleichen zu tun. Da kann man nur spekulieren. Aber vielleicht wisst ihr es ja. Dann schreibt es mir.
Doch heute wird weder spekuliert noch philosophiert, heute wird gebacken. In Franken ist es Brauch zu Festen wie Hochzeiten oder Kommunion die ganze Verwandtschaft, Nachbarschaft und gute Freunde mit ‘Gschniddna Hosen‘ zu verwöhnen. An Geburtstagen wird das süße Mürbeteiggebäck den Gratulanten kredenzt. Es ist unglaublich, wie viele dieser leckeren Teile da im Fett ausgebacken werden müssen. So ein Aufwand! Schon der Gedanke daran macht mich schwindelig. Doch die Herstellung des seltsam aussehenden Gebäcks macht mich neugierig. Und wie es der Zufall will, hat mich meine liebe Nachbarin Biggi eingeladen, sie und ihre Mama Anne beim Backen zu unterstützen. Fränkisches Traditionsgebäck! Na, da sag ich doch nicht nein. Gemeinsam mit Anne und Biggi in der Küche rumwurschdeln, das muss man mir nicht zweimal sagen.
‘Gschniddna Hosen’ – Ein fränkisches Traditionsgebäck
Das Rezept zum Nachbacken:
500 g Butter, zimmerwarm
4 Eier
2 Pfund Mehl, Typ 405
2 Eßl. Zucker
2 Becher Schmand
1/2 P. Backpulver
6 EL Arak
Bereitet am besten schon am Abend vorher den Mürbeteig aus den Zutaten vor und stellt ihn über Nacht kalt. Das spart Zeit. Wenn ihr das Rezept erst mal ausprobieren wollt, nehmt einfach nur die halbe Menge.
Anne war fleißig. Als ich mit Biggi bei ihr eintreffe ist der Teig fertig. Also gut, dann nix wie ran. Teigklumpen für Teigklumpen rollen wir dünn mit dem Nudelholz aus.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Arbeitsfläche muss immer wieder ‘gemehlt’ werden, da der Teig widerspenstig am Nudelholz oder auf der Arbeitsfläche hängen bleibt.
Aus dem flach ausgerollten Teig werden mit dem Teigrädchen gleich große Vierecke ‘geradelt’ und dann nochmal Streifen im Abstand von ca. 1,5 cm. Die fertigen Teigplatten werden abschließend dicht an dicht auf Backpapier gesetzt. Dieser Vorgang wird wiederholt bis der ganze Teig aufgebraucht ist.
Dann schnappen wir uns die Bretter, mit den in einzelnen Lagen aufgeschichteten ‘Teiggittern’ und ziehen damit ins Gartenhäuschen um. Dort steht schon ein Topf mit sprudelndheißem Fett auf einer Kochplatte bereit. Darin wird der Teig ausgebacken.
So und jetzt wollt ihr wahrscheinlich wissen, weshalb wir das nicht in der Küche machen. Ganz einfach: Der Fettdunst, der beim Ausbacken des Teiges entsteht ist so intensiv, dass die Küche von oben bis unten abgewaschen werden müsste. Ja, wer will das schon?
Das Traditionsgebäck – Endspurt mit Fingerspitzengefühl
Was jetzt kommt hört sich ziemlich kompliziert an – doch nach zwei bis drei Versuchen geht es ganz einfach von der Hand. Also: Bevor die Teigteile im heißen Fett verschwinden, werden sie wie beim Häkeln miteinander verschlungen. Also wenn man da nicht aufpasst, dann hat man gleich mehrere Teile in der Hand. Fingerspitzengefühl ist gefragt. Und ich dachte, das Ausrollen sei eine Herausforderung. Tja, Pustekuchen… Aber endlich, auch ich hab’s geschafft, der Teig ist “verhäkelt”. So, jetzt ab ins Fett damit, bis der Teig eine goldgelbe oder zartbraune Farbe angenommen hat. Je nachdem, wie man das Gebäck am liebsten mag.
Zum Abkühlen kommen die lecker duftenden Teile auf ein Kuchengitter. Noch warm wird dann das sehr zerbrechliche Gebäck in einem Gemisch aus Zucker, Zimt und Vanille ganz vorsichtig gewälzt (einfach nach Geschmack mischen). Und fertig ist ein fränkisches Traditionsgebäck. So geht es weiter bis das letzte Teigstück ausgebacken ist.
Die liebe Anne probiert schon mal das Ergebnis. Das Gebäck ist so zart, dass es fast auf der Zunge zergeht! Hmmmm… so lecker!
Mein Tipp: Bleibt nicht allein. Organisiert ein paar Freundinnen, dann macht das Backen richtig Spaß! Also ich bin so begeistert, ich freue mich schon auf’s nächste Mal mit Anne und Biggi.
Und noch ein Tipp: Ein anderes typisch fränkisches Gebäck ist das ‘Urrädla‘. Ähnlich wie die ‘Gschniddna Hosen‘ handelt es sich auch hierbei um ein Fettgebäck. Gebacken wird es überwiegend in der fränkischen Schweiz und in der Umgebung von Forchheim. Schaut gerne ins Rezept mit Anleitung.
Das sind weitere leckere fränkische Rezepte, die ich ausprobiert habe:
- Fränkischer Gerupfter
- Fränkischer Wurstsalat
- Fränkische Schäuferla
- Fränkische Baggers
- Fränkische Zwetschgenknödel
- Marzipan-Wölkchen
- Zimtwaffeln
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