
„Yepp. Genau das isses!“, freue ich mich. Auf den Spuren fränkischer Literatur, bin ich auf einen kleinen Schatz gestoßen: „Freitagsgschmarri“, von Klaus Schamberger. Seine besten Radiokolumnen aus 35 Jahren, zusammengefasst in einem Buch. Ich mag Kolumnen. Sie bringen die Dinge auf den Punkt. Kurz und knackig. Ohne Umschweife. Und warum nicht mal in Mundart?
Nun ist es so, dass sich meine Sprachkenntnisse gerade mal darauf beschränken, einer fränkischen Konversation ohne größere Probleme folgen zu können. Nicht mehr, nicht weniger. Doch wie sieht es mit einem Mundartbuch aus? „Freitagsgschmarri“ ist eine Herausforderung für mich. Aber Hürden sind nun mal da, um genommen zu werden, gell. Seid ihr dabei? Also dann – Baggmas! [enthält Werbung unbezahlt].
Aus dem Nähkästchen…
„Ba uns in Franken, dou is alles aweng glenner wäi im Rest der Welt. A Schdündla zum Beispiel is a goude Schdund, also ungefähr annerhalb Schdund…“.
So beginnt Klaus Schambergers Kolumne über die fränkische Mentalität, die in der liebsten Sonntagsbeschäftigung des Franken gipfelt:
„Unser Lieblingsbeschäfdichung is, dass mer die Sunndooch zammds unsern Waggerla middn Wäächala ungefähr a Schdindla in die Fränkische nausfoohrn, affer Schaifala mid Gniedla. Dodal ausgmergld und mid starre, diefergleechde Aung hogg mer nou Punkt Elfer im Werzhaus und kenner, wenn nachern Schdindla die Bedienung zu uns sachd „Sin Sie des Gnechla“ und mir sin obber nicht des Gnechla, kenner mer grood nu bfobfern „A Schaifala. Wenn’s kanne Umschdänd machd, haid nu. Und a ganz glanns fei, gell!“ A Wirt wou ba uns ganz glanne Schaifala im Angebot hodd, der kennd sei Bindala backn. Nu nie is ba uns jemals in einen Werzhaus a ganz glanns Schaifala gesichtet worn…“
(aus Freitagsgschmarri, Seite 10)
Köstlich! Ich erkenne mich wieder. Bei uns jedenfalls schaut’s genau so aus, wenn ich mit meinem Lieblingsfranken im Wirtshaus sitze und auf’s traditionelle Sonntagsmahl warte. Auf Plätzen, die ich schon zwei Wochen im Voraus reserviert habe. Nicht auszudenken, müssten wir auf der Stelle kehrt machen, weil’s Haus rappelvoll ist. Mit knurrendem Magen. Wer will das schon? Ups… grad fällt mir’s wie Schuppen von den Augen: Meine Integration in die fränkische Gesellschaft scheint gelungen!
Freitagsgschmarri
Temporeich und mit dem angeborenen Argwohn, der den Franken eigen ist, zeichnet Klaus Schamberger in „Freitagsgschmarri“ ein perfektes Bild von der fränkischen Mentalität. Macht nicht Halt vor Weltpolitik, Religion, liebgewordenen Bräuchen und Traditionen. Hinterfragt mit trockenem Humor Facebook und Co. und die digitale Welt. Brisante Themen, die uns unter den Nägeln brennen, geht er im Nürnberger Dialekt „gradraus“ und authentisch an. En Detail und pointiert. Niemand kommt ungeschoren davon – die Färdder (Fürther) schon gleich fünfmal nicht. Jede einzelne Kolumne macht mir einen Riesenspaß. Ich kann an manchen Stellen kaum weiterlesen vor lachen.
Das Buch lege ich nicht mehr zur Seite. Selbst beim Arztbesuch halte ich es in der Hand, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Schmunzelnd quittieren die Mitwartenden meine Lacher. Der Dialekt bereitet mir überhaupt keine Probleme. Ich verstehe zwar nicht jedes Wort, aber das ist auch nicht nötig. Denn den Gedanken des Dialektautors kann ich uneingeschränkt folgen. Er schreibt mir aus der Seele. Das Buch ist unterhaltsam und Klaus Schamberger ein scharfsinniger Beobachter. Wenn ihr, wie ich, Fans der fränkischen Mundart seid und Klartext mögt, der auf typisch fränkische Weise auf Umwegen daher kommt, am Ende aber eine Punktlandung par Excellance hinlegt, werdet ihr das Buch lieben. Ich jedenfalls tue es.
Eine Lesung mit Spaßgarantie
Von der Lesung des Autoren in der Bücherstube Zirndorf habe ich euch eine kleine Kostprobe mitgebracht. Die gut besuchte Veranstaltung war bis auf den letzten Platz besetzt. Ach, ja und die kleinen Wackler im Video seht mir bitte, bitte nach. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es ist, die Hand beim Filmen ruhig zu halten wenn man eigentlich lauthals loslachen möchte. Also lasst euch begeistern. Viel Spaß!
Klaus Schamberger wurde 1942 in Nürnberg geboren. Fast 45 Jahre schrieb er in seiner Heimatstadt Glossen für die Abendzeitung, für die der jetzige Halbpensionist hauptberuflich als Journalist und langjährig als Redaktionsleiter tätig war. Seit 2014 verfasst er für die Nürnberger Zeitung die Kolumne »Umg’schaut«. Schamberger ist Autor von über 20 Büchern. Bei ars vivendi veröffentlichte er u. a. Mein Nürnberg-Buch (1997), Mein Franken-Buch (2016) sowie seine Gerichtsglossen Ich bitte um Milde 1 und Ich bitte um Milde 2 (2017 und 2018). Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg (Pressetext ars vivendi verlag)
Freitagsgschmarri
Die besten Radiokolumnen aus 35 Jahren
Klappenbroschur
176 Seiten
ISBN 978-3-7472-0008-7
€ 14,00 [D] • € 14,90 [A]