
Ein Weihnachtsplätzchen nach dem anderen verschwindet im Mund von der Oma. Ich so: „Gell Oma, meine Plätzchen schmecken voll gut!“ „Bassd scho“, kommt es schmatzend zurück. “Bei mir wär’s halt aweng flotter ganga. Bist fei scho a Samerla!“
Häh? Ein was? Hach, fränkische Wörter – schon wieder so ein Mundartbegriff den ich nicht einordnen kann. Samerla. Soviel ist klar, ein Kompliment war das nicht. Doch von Anfang an…
Vorweihnachtszeit – Backzeit
“Das ist sowas von unterirdisch! Echt! Du hättest schon auf mich warten können!“, blafft mich die Siebngscheida an, grad als ich die letzten gebrannten Weihnachtsmandeln in einer Blechdose verschwinden lasse. Zieht ne Schnute und verschwindet um die Ecke. Uff.
Weihnachtsmarkt in Zeiten von Corona ist ja nicht. Ein bisschen von dieser Stimmung holen wir uns deshalb heute Abend ganz kurzentschlossen auf das Sofa. War halt ne echt blöde Idee die leckere Knabberei zum Glühwein nicht mit der kleinen Klugscheißerin gemeinsam zu machen. Nun hab ich das Malheur. Na dann, auf nach Canossa!
„Hör mal”, sag ich versöhnlich zur Siebngscheida, “ich will doch sowieso noch Weihnachtsplätzchen backen. Hättest du vielleicht Lust, mir dabei zu helfen?“ Da geht ein Strahlen über das trotzige Gesicht, dass es eine wahre Wonne ist.
Hach, wenn sich ganz langsam der Duft betörender Weihnachtsaromen im Haus verbreitet, sobald die ersten Plätzchen im Backofen vor sich hinbacken, dann bin ich hin und weg. Naja, und Plätzchenbacken braucht halt Zeit und Muse. Muss man ja schließlich genießen einmal im Jahr. Der Oma hat das alles viel zu lang gedauert. Das hab ich sofort gemerkt. Immer wieder schnaubt sie verächtlich durch die Nase und schaut dabei ganz vorwurfsvoll auf die Uhr. Aber die Siebngscheida und ich hatten eine Menge Spaß. Lammfromm war sie. Wie jetzt, das glaubt ihr nicht? Doch. Ganz ehrlich! Aber schaut doch selbst, was für leckere ‘Plätzla’ wir gebacken haben. Wenn ihr mögt, sende ich euch die Rezepte gerne per Mail.
Fränkische Wörter: Samerla
Ach ja, und eh ich mich jetzt noch länger in Nebensächlichkeiten verliere: Was ist ein Samerla? Nun, das kann ich euch verraten. Die Siebngscheida hat mich aufgeklärt. Also, in Franken handelt es sich dabei um eine Person, die verlangsamt und träge ist, um das mal nett auszudrücken. Auf gut deutsch gesagt, die Oma meint, ich sei eine Transuse. Tse… die Oma, also echt jetzt…
Wenn ihr mögt, schaut gerne noch in diese kleinen und großen ‘Dramen’ mit der Siebngscheida und der Oma. Viel Spaß dabei!
- Fränkisch für Fortgeschrittene – Gasnbebbes
- Fränkisch verstehen – Verwirrung in der Weinstube
- Fränkische Mundart – Rutschala
- Fränkisch lernen und Oma auf Diät
- Fränkischer Begriff – Hosawüld
- Eine fränkische Brotzeit und die singende Kellnerin
- Fränkisch lernen – Meine 13 liebsten Wörter
- Pilze in Franken – Rahbrunzerla
- Die fränkische Uhrzeit – Komplex und nicht ganz ohne
- Fränkischer Dialekt – Ein Hedscherer
Und wenn ihr fränkische Wörter kennt, die euch suspekt sind, schreibt sie gerne in die Kommentare. Ich freu mich drauf. Vielleicht finden wir die Bedeutung ja gemeinsam heraus. Werft gerne auch noch einen Blick auf die fränkische Sprachgeschichte.